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Nachruf Doerte Ahlers-Behrmann

Showteam Weser-Ems ·

Nachruf für Dörte Ahlers-Behrmann

20. April 2018

Am 3.4.2018 entschlief Dörte Ahlers-Behrmann nach kurzer, schwerer Krankheit – Krebs. Wir stehen betroffen und sind geschockt!

Worte können unsere Gefühle kaum ausdrücken. Hoffnung gibt uns der Gedanke, dass vielleicht etwas bleibt! 

Es ist nun etwa vierzig Jahre her, als Dörte uns im Reiterverein Hankhausen bei Rastede mit ihrem Reittalent beeindruckte. Dörte wurde am 03. Januar 1966 geboren und ist in Rastede aufgewachsen. Hier begann auch ihre Laufbahn als jugendliche Reiterin. Dörte Ahlers und Heike Grafe machten damals als einzige im Reiterverein Hankhausen e. V. das silberne Jugendreitabzeichen. Das war gegenüber uns anderen eine andere, höhere Liga. Ich sehe Dörte in meiner Erinnerung noch wie sie stolz auf sich und ihr Pferd über den Platz ritt. 

Dörte hat immer sehr positiv über ihre Jugend gesprochen und darüber, dass ihre Eltern ihr den Reitsport ermöglicht haben. Dörte wurde von der Toleranz ihrer Eltern geprägt. Sie liebte es mit der Jugend von Rastede zu feiern und hat ihre Freiheit damals wohl mehr geschätzt, als die Schulbank zu drücken. 

So beendete sie kurzerhand ihre Schullaufbahn ohne Abitur, suchte sich selber per Inserat eine Lehrstelle in Süddeutschland. Dörte sagte über sich selber, dass sie nicht lange über Berufswünsche nachgedacht hatte und einfach erst mal das machen wollte, was sie bereits gut konnte. Ihr zukünftiger Ausbilder war von ihren Turniererfolgen beeindruckt und stellte sie ein. Durch Zufall geriet Dörte an einen Dressurausbilder, der genau wie Dörte, unkonventionell dachte und genau ihrem Naturell entsprach.

Dörte hätte vom Intellekt her sicherlich studieren können und hat sich selber in den letzten Jahren oft die Frage gestellt, ob ihr Weg der Richtig war. Um 2006 herum haderte Dörte mit dem, was sie beruflich tat. Sie suchte nach neuen Wegen. Diese fand sie auf einem Lehrgang mit Mike Geitner, den ich damals organisiert hatte. Wir trafen uns nach über 25 Jahren zufällig wieder, verstanden uns besser als je zuvor und teilten seitdem regelmäßig unsere Gedanken über neue Wege im Pferdesport.

Wenn ich darüber nachdenke, was Dörte bei Mike Geitner am meisten beeindruckt hat, dann war es seine Geduld und sein Instinkt für beides, Mensch und Tier – ja vielleicht sogar mehr für die Menschen. Dörte wusste nun schon lange, wie man ein Pferd bis zur höchsten Klasse ausbildet. Mike Geitner hat ihren Blick auf den lernenden Menschen nachhaltig verändert. 

Dann kam der Kontakt zu Eckart Meyners. All die Widersprüche, die Dörte im Turniersport Reiten über die Jahre wahrgenommen hatte und die bei ihr zu Frustrationen geführt hatten, lösten sich mehr und mehr auf. Eckart Meyners war für uns wie ein Paukenschlag, der uns die Augen öffnete dafür, wie der reitende Mensch funktioniert. 

Die dritte Station ihrer Wandlung kam durch die Begegnung mit Peter Deicke, ihr Mentor und väterlicher Freund! Vordergründig lehrte Peter Deicke Zirkuslektionen mit dem Pferd. Bei näherem Blick lehrte Peter eine zutiefst christliche Lebenshaltung: sein kein Raubtier! Weder im Umgang mit Pferden, aber auch und gerade im Umgang mit Menschen. Ich habe einmal gesagt, für mich ist diese Denkweise wie die praktische Anwendung eines Prinzips, dass wir aus der Bergpredigt kennen: liebe Deine Feinde! Verhaltensbiologisch ausgedrückt: Beantworte Druck nicht mit Gegendruck, halte inne und denke nach! Manchmal führt ein Schritt zurück und ein Verständnis für die Sichtweise des Gegenüber schneller zum Ziel. 

Dörte hatte ein besonderes Talent für Zirkuslektionen! Diese Leidenschaft legte den Grundstein für das Showteam in Hesel, welches sie 2009 gründete. Recht eigentlich war es ein Talent für Menschen im Umgang mit Pferden. Ja, Dörte liebte die Menschen, mit denen sie sich umgab und sie sagte, die Kinder im Showteam seien wie ihre eigenen Kinder. Dörte hatte einen Sinn für eindrucksvolle Choreographien, künstlerischen Ausdruck und farbenfrohe Gestaltung. Ich erinnere mich, wie sie abends aufgeregt bei mir anrief und begeistert von einem Besuch in einem Kostümgeschäft im Emsland erzählte. Sie liebte es, sich zu verkleiden und in andere Rollen zu schlüpfen. Dörte sagte mir damals, Inhaberin eines solchen Ladens hätte genau „ihr Ding“ sein können. 

Dörte verband Experimentierfreunde und die Freiheit der Gestaltung mit der strengen Disziplin, die sie im Sport gelernt hatte. Das Wohl von Pferd und Mensch standen immer im Vordergrund. Turniererfolge waren nicht Selbstzweck, sondern fielen wie reife Früchte aus der richtigen Arbeit und einer fairen sportlichen Einstellung herab. Für blinden Ehrgeiz auf Kosten von Mitmenschen und Kreatur hatte Dörte kein Verständnis. Sie war streng, wo Führung nötig war. 

Sie konnte auch nicht jeden leiden und sagte das dann auch! Ja, und sie ist auch oft angeeckt, sie war extrem tolerant, aber sie hat Toleranz nicht mit Gleichgültigkeit verwechselt! Dörte spornte an, tröstete und hatte jederzeit ein offenes Ohr für die Menschen, die ihr wichtig waren. Sie riss mit ihrer Begeisterung andere mit und half Reitern und Helfern im Showteam, über sich hinaus zu wachsen. 

Unvergessen sind die Auftritte und Erfolge auf zahlreichen Veranstaltungen, darunter auf der Equitana und dem CHIO in Aachen. Zusammen mit Eckart Meyners stellte Dörte das Konzept des Showteams dann auch auf Lehrgängen für eine breitensportliche Ausbildung im Berufsreiterverband vor und gab damit zusammen mit Eckart Meyners neue Impulse für den Berufsstand der Reitlehrer. Das Grundprinzip war eigentlich einfach: Reitenlernen durch Variation von Lernsituationen. 

Dörte ging bei diesen Variationen bis an die Grenzen, aber sie wußte genau, wo Überforderung für Tier und Mensch anfingen. Eckart Menyers zitierte oft einen Satz aus der Sportpädagogik: „Die völlige Freiheit der Gestaltung ist obligate Voraussetzung für regelhaftes Tun.“ Dörte beherrschte dieses Prinzip instinktiv und mit einem unerschöpflichen Erfahrungsschatz. Andreas Bruns, der damals einende Geist hinter dem Reitverein Hesel, hatte zwar nie etwas von Sportpädagogik gehört, aber er handelte ebenso instinktiv nach eben diesen Grundsätzen. Dörte und er waren auf ganz unterschiedliche Weise aus demselben Holz geschnitzt und schätzten sich mit gegenseitigem Respekt und Hochachtung. Auch ohne Andreas Bruns im Hintergrund wäre das Showteam Hesel so, wie wir es kennen, wohl nicht entstanden. 

Dörte ist heute weit über die Grenzen Ostfrieslands hinaus als Ausbilderin für Pferd und Reiter bis zur schweren Klasse bekannt. Zudem war sie langjähriges Vorstandsmitglied des Reit- und Fahrvereins Hesel und Umgebung e.V. Für Dörte war die Pferd-Mensch-Beziehung Ansatz zur Selbsterkenntnis und Quelle einer neuen Inspiration. Die Betreuung des Showteams Hesel und das stets weiterentwickelte Schaubild gaben ihr Lebensenergie und das Showteam wurde für sie eine große Familie. 

Wir nehmen heute Abschied von Dörte und werden ihre Ideen weiter verfolgen! 

Gero Büsselmann 
Fördergemeinschaft Oldenburger Pferdesport e. V. 

Showteam Weser Ems stellt sich vor